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Es kam der Tag, an dem ich das erste Mal einen 70mm-Film vorführte. Selbstverständlich mit allem, was dazugehörte. Auf dem Programm stand "LAWRENCE VON ARABIEN". Die 70mm-Filmkopie hatte 13 Akte und kam in insgesamt 7 Containern an. Für die Nichtfachmänner unter Ihnen möchte ich ergänzen, daß sich jeweils 2 Akte des Films auf einer 70mm-Filmspule befanden.




Ich wollte nichts dem Zufall überlassen und fing morgens um 8 Uhr mit dem Umspulen der ersten Filmrolle auf dem Umroller an und überprüfte die Klebestellen, achtete auf Perforationseinrisse und besserte die Beschädigungen aus. Eine 70mm-Trockenklebepresse gab es nicht im Vorführraum des Regina-Filmtheaters. Die 70mm-Filme mußten daher mittels einer Naßklebepresse und mit Filmkitt "naßgeklebt" werden, wobei die Filmkanten außerhalb der Perforationslöcher mit den Klebeband von der 35mm-Klebepresse umklebt wurden. Damit wurde den eventuellen Perforationseinrissen während der Projektion vorgebeugt.


Anschließend ließ ich die Rolle mit den ersten beiden Akten vom Make-Up-Tisch auf die mittlere Tellerscheibe laufen. Währenddessen wiederholte ich meine Umspul-, Kontroll- und Ausbesserungsarbeiten mit der zweiten Filmrolle, auf der sich die Akte 3 und 4 befanden. Nachdem sich die ersten beiden Akte auf dem Filmteller befanden, rüstete ich im nächsten Arbeitsschritt den einen Projektor auf 70mm um. Danach machte ich eine kurze Lichtprobe auf die Großbildwand, um den Spiegel der Xenonlampe optimal zu justieren, damit eine gleichmäßig helle Bildwand zu sehen war. Um bei der ersten Vorstellung am Nachmittag den Bildstrich-, Schärfen- und Tonproblemen zu entgegnen, legte ich mal eben den 70mm-Film ein, der sich bereits auf dem Filmteller befand und startete die private Vorstellung.


Gegen 13.00 Uhr war ich mit den Vorbereitungsarbeiten fertig und hatte noch genügend Zeit bis zur ersten Nachmittagsvorstellung um 16 Uhr. Sie dürfen mir glauben, dass ich ein ganz kleines bisschen stolz darauf war, das erste Mal mit einem 70mm-Film gearbeitet zu haben und die Vorstellungen mit LAWRENCE VON ARABIEN ohne eine einzige Panne liefen.



Vielleicht kennen Sie auch diesen Spruch,
den ich glücklicherweise nicht gebrauchte:
"Kein Licht, kein Ton - wir kommen schon"

Bild 51: Die ersten 8 Akte des Films LAWRENCE VON ARABIEN lagen bei diesem Foto bereits auf dem unteren Teller. Der zweite Teil mit den verbliebenen 5 Akten wurde gerade aufgezogen. Die braunen Kanten bei dem 70mm-Film sind die Magnettonspuren.

Bild 52: Der 70mm-Film während der Abendvorstellung. Der zweite Teil
lief  gerade  vom  unteren  Teller  aus  der  Mitte  über  Umlenkrollen  zum
Projektor  und über  Umlenkrollen  zurück  zur  oberen  Tellerscheibe  auf
den Aufspulring.  Vorne im Bild sind die 7 Transport-Container zu sehen,
in denen der 70mm-Film LAWRENCE VON ARABIEN angeliefert wurde.

Im Herbst 1981 gab es eine große Umbauphase im "City-Filmtheater" der Bremer Filmtheater-Betriebsgesellschaft Billerbeck KG. Der 1957 erbaute Saal wurde geteilt. Der hintere, größere Teil wurde das "City 1". Im vorderen Teil wurde, um 90 Grad gedreht, das "City 2" errichtet. Der dafür vorgesehene Vorführraum wurde seitlich aufgebaut, um möglichst viele Sitzplatze im "City 2" zu gewährleisten. Zum Einsatz kam ein Philips-Soloprojektor, der einige Jahre zuvor noch seine Dienste im "Atelier" des abgebrannten Hamburger "Urania-Filmtheaters" erbrachte. Durch den seitlichen Vorführraum mußte im "City 2" über Spiegel projiziert werden. Um Kosten zu sparen, wurde kurzerhand der Filmteller aus dem Regina-Filmtheater ausgebaut und im neuen Vorführraum des "City 2" installiert.


Doch auch im "City 2" war man nicht mit dem Filmteller zufrieden, denn mit seinen 132cm-Tellerscheiben wurde es für den Filmvorführer viel zu eng im Vorführraum. Schon kurze Zeit später wurde der 35/70mm-Filmteller gegen einen gängigen "gebrauchten" 35mm-Filmteller ausgetauscht. Der ehemalige Regina-Filmteller wurde dafür nun im Europa-Filmpalast aufgestellt. Damit waren alle drei Filmtheater "Europa-Palast", "City 1" und "City 2", die sich in einem Gebäudekomplex befanden, jeweils mit einem Filmteller ausgerüstet. Nun war ein Filmwechsel möglich, ohne die Filme von einer Telleranlage auf Filmrollen umspulen zu müssen.


CAP UND CAPPER, der im Regina-Filmtheater zunächst noch vom Filmteller lief, war der erste Film, der wieder im Überblendbetrieb gezeigt wurde. Die Matrix-Programmautomatik blieb im Vorführraum und übernahm nun auch die Überblendungen. Gerade einmal 4 Jahre, von 1977 bis 1981, stand eine Filmtelleranlage des Typs "ST270" von der Firma Kinoton im Vorführraum des Regina-Filmtheaters. Ein paar Wochen später richteten wir, Herr Schietke und ich, die beiden "Bauer U2"-Maschinen wieder komplett mit den geschlossenen Spulentrommeln her, um 70mm-Filme abspielen zu können (Bild 54).

Bild 54: Wenige Tage nach dem Aubau des Filmtellers ST270, der im "City 2" gebraucht wurde, zeigen sich die beiden Bauer U2-Projektoren wieder ohne eine zusätzlich angebrachte Umlenkrolle. In den kommenden Wochen wurden auch wieder die vorderen klappbaren Hälften der Spulentrommeln angebaut, um 70mm-Filme abspielen zu können. (Das Foto ist Eigentum des Verfassers.)

"Justen, wir haben ein Problem" -

- hieß der "Funkspruch aus dem Bildwerferraum des Regina-Filmtheaters" am Dienstag, 10. August 1982, als der Vorführraum durch einen defekten Klangfilm-Röhrenverstärker völlig vernebelt wurde.


Kinotechniker Karl-Heinz Appel war rechtzeitig zur Stelle, damit am Donnerstag mit "voller Power" der Film ROCKS OFF mit den Rolling Stones starten konnte. Das war nun wirklich kein Film für die Getränke-, Eis- und Süßwarenverkäuferinnen, die im Foyer des Regina-Filmtheaters arbeiteten und sich bereits im "Grand"-Alter befanden. Sie hatten die Order, dass am Lautstärkeregler nicht gedreht werden durfte. Die Skala auf dem Lautstärkeregler ging von 0 bis 24. Auf Position 19 (mit Option bis auf 21) wurde die Anlage von Herrn Appel technisch eingemessen. Dementsprechend laut, aber brilliant, klar und sauber war der Sound des 70mm-Films ROCKS OFF in 4-Kanal-Magnetton-Stereo aus der Klangfilm-Röhren-Verstärkeranlage.


Die vier Kontroll-Lautsprecher im Vorführraum konnten bei diesem Film so laut eingestellt werden, dass die Projektoren nicht mehr zu hören waren. Bei der 70mm-Projektion waren die "Bauer U2" nicht gerade sehr leise. Das Regina-Filmtheater war lediglich mit einer 4-Kanal-Magnetton-Anlage ausgerüstet. Bei Wiedergabe der 70mm-Filme mit 6-Kanal-Magnetton wurde der halblinke mit dem linken Kanal und der halbrechte mit dem rechten Kanal zusammengeschaltet.





Im Wechsel mit Erwin Rößer war ich als Urlaubsvertretung im Vorführraum des Regina-Filmtheaters eingeteilt, weil Wilhelm Schietke sich im wohlverdienten Urlaub befand. Heinz Rigbers war inzwischen zum Theaterleiter aufgestiegen und sein Hauptarbeitsplatz wurde das Büro im Europa-Palast. Da sowohl Erwin Rößer als auch ich unsere Hauptberufe hatten, konnten wir in der Woche erst gegen 17 Uhr im Regina-Filmtheater anfangen. Für die Zeit vor 17 Uhr übernahm Herr Rigbers im Regina-Filmtheater die 70mm-Filmvorführung.




Bild 55 zeigt die Annonce des Films ROCKS OFF.

Bild 55:
Kopie der Kinoanzeige ROCKS OFF im Weser-Kurier vom 20.08.1982

Am 20. August 1982 gab Robert Billerbeck den Spielbetrieb in seiner über alles geliebten "Schauburg" auf, weil das Filmtheater in den letzten Jahren zuvor nur rote Zahlen schrieb. Auch die auf dem Spielplan angesetzten Pornofilme, die von 1980 bis Mitte 1981 in diesem Filmtheater spielten, wurden von den Kinobesuchern nicht angenommen. Dennoch wurde in eine Matrix-Programmautomatik investiert und die beiden "Bauer B12"-Projektoren bekamen 1800m-Filmspulen. Der Arbeitsplatz der Einlaßkontrolleurin wurde wegrationalisiert und den Einlaß übernahm daraufhin der Filmvorführer.


Neuer Betreiber am 3. September 1982 wurde die "Schauburg Kino GbmH". Heute betreibt Manfred Brocki  die Schauburg mit 2 Sälen.

"DAS KOMMANDO" lief in der ersten Woche in eines der anderen Billerbeck-Häuser, deshalb stand in der Annonce vom 3. September 1982 im Weser-Kurier die 2. Spielwoche.


Neben den Fotos, Tabellen, Annoncen, Informationen und Anekdoten gibt es noch weitere Fotos vom Regina-Filmtheater, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte.


Die beiden Bilder Nr. 56 und Nr. 57 wurden im September 1982 aufgenommen. Sie zeigen im "XXL-Format" die Außenansicht des Regina-Filmtheaters. Auf dem Spielplan stand gerade der Film DAS KOMMANDO. Das ist auch auf der Anzeigentafel über den Eingangstüren (Bild 56) zu lesen.

Die nächsten Filme, die im Regina-Filmtheater gezeigt wurden, finden Sie im 4. Teil des Themas "Regina - Auf der Großbildwand". Klicken Sie hierzu auf den linken Button. Wenn Sie allerdings** auf die Hauptseite zurück möchten, dann klicken SIe auf den rechten Button.


**Allerdings - sprach die Sphinx,
rück´ das Dings mehr nach links
und mit einem Mal - da gings.

Regina Auf der Großbildwand, Teil 4

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