Vorurteil #5: Der Ladevorgang dauert viel zu lange

Je größer der Akku desto größer die Reichweite. Allerdings muss dieser Akku ja auch wieder gefüllt werden. Wie lange lädt demnach so ein Akku?

Hier bietet sich eine gedanklich analoge Gegenfrage an: wie lange dauert die Befüllung eines Swimming-Pools?

Für die Länge der Ladedauer sind einige Parameter entscheidend:

  • Größe des Antriebsakkus (moderne Antriebsakkus verfügen über eine Kapazität von ca. 20kWh bis hin zu 100kWh)
  • Zur Verfügung gestellte Ladeleistung
    • WECHSELSTROMLADUNG:
      • 1-phasige Ladung: in Deutschland wegen möglicher Schieflast nur bis maximal 20A, 4,7kW erlaubt
      • 3-phasige Ladung: bis zu 63A, 43kW
    • GLEICHSTROMLADUNG: CHAdeMO, CCS, Supercharger mit 50kW bis zu 135kW
  • Sonstige Faktoren (wie z.B. Akku- und Umgebungstemperatur)

So benötigt die volle Ladung eines Tesla Model S mit 85kWh-Akku an einer normalen Schukosteckdose (2kW/Stunde) zugegebenermaßen 2 Tage! … natürlich zu lange für den regelmäßigen Gebrauch.

Daher gibt es klarerweise die Möglichkeit, schneller zu laden. Ein Leaf oder ein ZOE können an einer Schnellladestation nach nur ca. 30 Minuten mit einer Akkukapazität von etwas über 100 km weiterfahren. Da man aber jetzt bei diesen hohen Leistungen nicht mehr einfach den Stecker in eine herkömmliche Steckdose stecken kann und weil Haushaltssteckdosen konstruktiv nicht in der Lage sind, dauerhaft über mehrere Stunden mit sehr hohen Strömen belastet zu werden, gibt es Ladesäulen bzw. Wallboxen für zu Hause. Diese verfügen meist über den in der EU genormten 7-poligen Typ-2 Stecker. Hier werden 5 Pole für die Ladung und 2 Pole für die Kommunikation verwendet. Über diese beiden Pole und Kodierungen in den Kabeln etc. kommunizieren PKW und Ladestation und steuern so den Ladebeginn, die benötigte Stromstärke und das Ende der Ladung. Diese Ladestationen sind somit sehr intelligente An/Aus-Schalter mit vielen Sicherheitsebenen („intelligenter Stromschalter“).

Diese Wallboxen für zu Hause gibt es allerdings auch in mobilen Versionen im Set mit den benötigten Steckeradaptern, und so kann man (den richtigen Adapter vorausgesetzt) an (fast) jeder Steckdose den Akku seines Elektroautos wieder befüllen. Und man muss ja nicht immer vollladen! Oft reicht es, in wenigen Minuten Rast so viel zu laden um locker das Ziel zu erreichen. Dort steht das Auto dann ja mitunter wieder Stunden „unbenutzt“ vor Ort, und diese Zeit kann man dann ja wieder zum Weiterladen verwenden.

Private Autos wurden 2014 laut Verkehrsclub Österreich (VCÖ)-Experten Mag. Markus Gansterer weniger als eine Stunde pro Tag bewegt. Die restlichen über 95% des Tages stehen sie UNBENUTZT als “Stehzeug” in der Garage oder in der Firma (ähnliche Werte gelten für Deutschland). Diese Zeit kann man optimal nutzen um (auch mit geringerer Ladeleistung) den Akku wieder zu laden.

Es wird hier ein Umdenken stattfinden müssen … man fährt nicht mehr EXTRA zu einer Tankstelle hin um zu tanken, sondern man beansprucht das Laden, wo man sowieso sein Fahrzeug abstellt. Ladesäulen werden daher bei Shoppingcentern, Supermärkten, Park&Ride-Stationen, Hotels, Büros etc. errichtet werden.

Vorurteil #6: Die leisen Elektroautos stellen eine Gefahr dar

Übersicht

Vorurteil #4: Die Steckersysteme sind kompliziert

Quelle: Die Presse, WirtschaftsBlatt, VCÖ